Es kam wie es kam

Es war wohl John, der Wirt, der es als erster kommen sah,
denn der hatte schon seit Wochen kaum noch Gäste in der Bar.
"Und seht nur draußen", sagte er, "in die gleißende Passage,
da ist überhaupt nichts los, nicht mal die leiseste Randale.
Zu unsern Events, den Shows, Exhibitions und Partys
kommt doch schon längst keiner mehr, die kämen nicht mal gratis.
Fast könnte man glauben, hier ist was faul,
doch ich sage euch, es kollabiert der Überbau."
Und dann beugte er sich vor, faßte mich sogar an,
flüsterte: "Später heißt es dann, es kam wie es kam.
Wir müssen endlich handeln, aufhören zu reden,
schließlich geht es hier um mehr als ein paar Umsatz-Moneten."

Daß da was dran war, hatte nicht nur ich sofort gemerkt,
denn, was da aus dem Ruder lief, war schließlich unser Werk.
Natürlich haben wir, wie es dann kam, so nicht gewollt,
Aber was soll ich sagen: aus Scheiße wird nun mal kein Gold.
Aus dem humanoiden Müll, der sich nicht einfach zersetzt,
ob man ihn sauber trennt und lagert oder aufeinander hetzt.
Die verbrauchten Verbraucher, ohne Kohlen immer stramm,
die durchcodierte Bande, für 'ne Zielgruppe zu klamm.
Für die Gameshow zu blöd, die Talkshow zu arm,
phantomgespeist mit Brot und Kuchen, blieben sie zahm.
Brachen höchstens dann und wann mal ihren Kindern die Gräten
oder verbrannten des Nachts ein paar andere Kollegen.

Ja, die Substanz dieses Gesocks, das wußten wir, die war fatal
und verhielten uns auch weiter sehr schön neoliberal.
Doch unsre Hädonisten-Kids, die wollten es kraß,
die wollten diesen großen Thrill, die wollten ihren Spaß.
Und so gärte er dann weiter, dieser explosive Mix,
und ganz plötzlich war sie da, die Situation X:
Zum Auftakt das Nationalmaskottchen liquidiert,
die Lottofee vor laufender Kamera entführt.
Und Minuten später saß auf allen Landebahnen,
der Börse und den Yachthäfen der rote Hahn.
Während die Sicherheit noch faselte von Millionenschäden,
war der ganze Laden schon in den allergrößten Nöten.

Und ein paar Spinner gibt's auch immer und die schrien noch "Verrat!"
Da waren schon die Netze und die Hochspannung gekappt.
Die Autobahnen dicht, die Sendeanstalt besetzt,
der Bundesligaspieltag einfach abgesetzt.
Und auch die Bullen und die aufmarschierte Bundeswehr
interessierte die nur einen Geschlechtsverkehr.
Schließlich wurden auch noch sämtliche Bildschirme schwarz,
was danach kam, da war der Independence Day 'ne Kaffefahrt.
Und was soll ich sagen, natürlich kam es wie es kam,
Ich schrie noch: "Schilde hoch!" und "Roter Alarm!",
ein paar von uns fingen sogar an zu beten,
doch sie nahmen ihn sich einfach. Den ganzen Planeten.